Die Templerbesitzungen des alten Ordens im Braunschweiger Land
Bereits Mitte der neunziger Jahre strahlte der Mitteldeutsche Rundfunk eine Reportage über die „Rückkehr der Tempelritter“ aus. Vorgestellt wurde ein Mann mit dem geschichtsträchtigen Namen Wettin – Wolfgang Wettin. Er berichtete darin von der Entdeckung der Templerkapelle in Mücheln, die zu Zeiten der DDR als Scheune missbraucht worden war.
Nun, ich weiß bis heute nicht, warum ich mit diesem Mann Kontakt aufnahm. War es mein reges Interesse am alten Orden, über den ich schon so vieles gelesen und gehört hatte, und/oder diese unbeschreibliche Faszination für historische Gebäude und die Geschichten und Legenden, die sie umgeben? Eine Faszination, die ich schon seit meiner Kindheit in mir trage.
Kurzum, ich verbrachte einen Tag in Wettin mit besagtem Herrn Wettin. Es war eine für mich schöne Begegnung mit einem angenehmen Menschen in historischer Umgebung. Herr Wettin versorgte mich mit einer umfangreichen Sammlung von Zeitungsausschnitten, berichtete aber auch von seiner Mitgliedschaft in einem „Ritterorden“, der bemüht sei, die Kapelle zu restaurieren, um sie wieder als solche nutzen zu können.
Nach diesen einleitenden Gedanken komme ich nun zu meinem eigentlichen Thema: So gab es doch im Braunschweiger Land mit Sicherheit weitere Besitzungen des alten Templerordens.
Mich hatte es nach einer turbulenten Odyssee von Frankfurt am Main über die U.S.A. und Andalusien nach Wolfsburg verschlagen. Hier wohne ich in einem liebenswürdigen Dorf im Landkreis Gifhorn. Wie groß war die Überraschung für mich, als ich in einer Internet-Recherche entdeckte, dass ganz in meiner Nähe die alten Templer zu Hause waren.

Süpplingenburg
Etwas umfangreicher und sicher erfreulicher kann ich von der noch heute erhaltenen Stifts-, später Ordenskirche St. Johannis in Süpplingenburg berichten:
Man erreicht das verschlafene Dörfchen vor dem Elm in nicht einmal vierzig Minuten Autofahrt von Gifhorn aus. Es liegt an einer im Mittelalter nicht unwichtigen Straßenverbindung vom Rhein, über Königslutter an die Elbe bis nach Magdeburg und weiter Richtung Norden.
Wir erreichten Süpplingenburg nach der sonntäglichen Heiligen Messe am späten Vormittag bei strahlendem Sonnenschein. Erstaunlich war es schon, keine Menschen im Dorf zu entdecken, es schien wie ausgestorben. Im Zentrum des Fleckens fanden wir schnell einen „blankgefegten“ Platz, auf der man eine saftig-grüne Wiese angelegt hatte. Dort nun thronte monumental, wie aus einer anderen Welt, die Sankt Johannis-Kirche. Ihr Zustand, auf den ersten Eindruck, schien ausgesprochen gepflegt. Davon, und dass man sie noch heute als Gotteshaus nutzt, zeugten auch die grünen Girlanden mit weißen Rosen an dem Hauptportal. Wie groß war meine Enttäuschung als ich feststellen musste, dass es, sowie auch alle weiteren Zugänge, verschlossen war. Na ja, es war ja meine Schuld, waren wir doch auf gut Glück hierher gefahren. So gingen wir einmal um das altehrwürdige Gebäude herum und die Geschichte von unserem Sonntagsausflug könnte hier enden, wenn wir nicht noch in den Schaukasten geblickt hätten, um in Erfahrung zu bringen, wann eine Besichtigung möglich ist.
Auf einem unscheinbaren Zettel war zu lesen, dass man den Kirchenschlüssel auf einem benachbarten Bauernhof, nach Überlassung eines Pfandes, abholen könne! Schon nach ein paar Minuten hielt ich den mächtigen Schlüssel in meinen Händen und das Unfassbare wurde so möglich: Die ungestörte Besichtigung der Templer-Kirche von Süpplingenburg!
Ich schob den Riesenschlüssel in das ebenso überdimensionierte Schlüsselloch und betrat mit meiner Frau ein beeindruckendes Stück Architektur-, Kirchen- und Ordensgeschichte.
Es war nicht schwer, sich vorzustellen, dass Rittermönche des alten Ordens wohlmöglich täglich dasselbe taten. Wir verschlossen die Kirchentüre von innen und atmeten den Geist des Mittelalters tief ein.

Die Geschichte Süpplingenburgs
Gegen Ende des 10. Jh. ließ Kaiser Otto III. durch die Grafen von Haldensleben an dem Platz, auf dem sich heute die Kirche befindet, eine Wasserburg errichten. Als angeheiratetes Erbgut gelangte die Burg in den Besitz des Grafen Gebhard, der die Süpplingenburg zu seiner Stammburg machte. Hier wurde vermutlich 1075 Lothar, der spätere Kaiser Lothar III. (1106 zum Herzog von Sachsen ernannt, 1125 zum deutschen König und 1133 zum Kaiser gekrönt) als Sohn Graf Gebhards und dessen Gemahlin Hedwig geboren.
Im Jahre 1130 gründete Lothar ein Kollegiatstift in der Burg.
Unter Heinrich dem Löwen, Herzog von Sachsen (dessen Großvater Lothar von Süpplingenburg war) wurde dieses, nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land im Jahre 1173, aufgehoben und vermutlich durch ihn in eine Komturei des Ordens der Tempelritter umgewandelt. Allerdings fällt deren erste urkundliche Bezeugung erst in das Jahr 1245. Der dort erwähnte „provisor domus Supplingeburch“, Friedrich Graf von Kirchberg, trug einen typischen Templertitel. Weitere Templer aus Süpplingenburg finden auf alten Urkunden und Dokumenten Erwähnung. Im Jahre 1301 erwarben die Templer von Herzog Albrecht (oder Albert) die Gerichtsbarkeit über Dorf und Flur Süpplingenburg.
Zur Zeit der Aufhebung des Templerordens (1312) unterstand Süpplingenburg dem damaligen Komtur Otto Herzog von Braunschweig. Er blieb im Besitz der Komturei. Zur Kommende gehörte nur noch ein einziger Ordensritter, der „Templarius Luther“. Zum Wirtschaftshof der Kommende gehörten damals 20 Hufen. Der letzte Templerkomtur ist noch bis 1328 in Süpplingenburg urkundlich nachweisbar. Doch bald wurden schon Johanniter-Titular-Komture von Süpplingenburg ernannt, obwohl die Johanniter erst 1357 in den vollen Besitz der Kommende kamen (in einer meiner Quellen schreibt man: „…schließlich konnte der Johanniterorden 1357 die Komturei erwerben.“)
Bleibt nur noch zu erwähnen, dass die Komturei lange Zeit Stammsitz des letzten Präzeptors der Deutschen Lande, Friedrich von Alvensleben, war (ihm zum Gedenken schrieb ich einen Vermerk in das Gästebuch der jetzigen Gemeindekirche). Er übersiedelte später nach Zielenzig in Brandenburg und wurde ein Herrenmeister des Johanniter-Ordens. In deren Besitz blieb die Kommende mit all ihren Rechten bis zum Jahre 1820 (Säkularisation, danach herzogliche Domäne). Das Kirchengebäude wurde seit 1838 als Pfarrkirche genutzt, während man 1875 damit begann, die Burg- und Konventgebäude abzubrechen. Zwischen 1878 und 1883 und nochmals in größerem Umfang 1966-1975 wurden die noch vorhandenen Gebäude restauriert. Ansonsten gibt es heute keine Spuren mehr von der einst prächtigen Burganlage und selbst der einst dem Schutz der Burg dienende Wasserlauf wurde inzwischen verfüllt.

Die Architektur der Templer-Kirche von Süpplingenburg
Die Ostteile der über kreuzförmigem Grundriss errichteten Pfeilerbasilika stammen mit Sicherheit von dem im zweiten Viertel des 12. Jh. aus Bruchsteinmauerwerk errichteten Bau: Ein rechteckiger Chor, ein Querhaus mit Nebenapsiden und eine vermutlich als Hallenkirche genutzte Kryptenanlage unter dem Chor. Bei einem Brand am Ende des 12. Jh., der vor allem das Dach des Langhauses und vielleicht auch vorhandene Turmbauten zerstörte, wurde auch das Gewölbe der Krypta durchschlagen.
Beim Wiederaufbau versah man den Chor und vielleicht auch weitere Teile der Kirche mit einem Kreuzgratgewölbe auf breiten Kämpfer-konsolen, die Krypta wurde jedoch nicht wiederhergestellt (folgt man dem Kellerabgang durch die Seitentüren vor der Apsis, gelangt man zu den Resten in Form von wunderschönen bemoosten Säulen). Derartige unterirdische Kulträume entsprachen wahrscheinlich nicht mehr der damaligen Glaubenswelt. Vermutlich erneut durch einen Brand veranlasst, erfolgte im zweiten Viertel des 13. Jh. eine Neueinwölbung des Langhauses im gebundenen System. Um die Mitte des 13. Jh. baute man Chorschranken ein. Eine Wiederherstellung der oberen Mauerkronen und Gesimse wurde 1390/96 nötig, und im Jahre 1464 wurden weitere Ausbesserungsmaßnahmen ergriffen. Obwohl man Anfang des 19. Jh. aufgrund des schlechten Zustandes der Kirche einen Abbruch ins Auge fasste, entschloss man sich zur Restaurierung, die von 1838-43 durchgeführt wurde. Dabei wurden u.a. die Chorfenster eingebrochen und die Chorschranken entfernt. 1878 wurden ein Abriss und kompletter Wiederaufbau des nördlichen Seitenschiffes notwendig, wobei man sich um die Verwendung originaler Werkstücke bemühte. 1893 erfolgte der Einbau einer Orgelempore und die Ausmalung der Kirche durch A. Quensen im Stil der Neo-Romanik. Umfassende Restaurierungsmaßnahmen fanden weiter 1966-75 statt. 1994 wurden Holzschutzmaßnahmen durchgeführt und von Holzwürmern stark geschädigte Holzteile im Kircheninneren ersetzt. Im selben Jahr erfolgte der Einbau einer neuen Orgel in aufgearbeitetem historischen Prospekt.
Die Gliederung des Außenbaues (am besten am nördlichen Querarm erhalten) übernehmen schlanke Säulendienste und Rundbogenfriese mit Blatt- und Maskenkonsolen. Da durch das Einziehen der Gewölbe die Außenwände erhöht werden mussten, wurde dieses Gliederungssystem gestört. So wurde beispielsweise an der nördlichen Stirnseite des Querarmes der obere Bogenfries nach oben versetzt, sodass die Säulenvorlagen ihren Bezug zum Fries verloren. Das Hauptportal am nördlichen Seitenschiff, ein Stufenportal mit Kantensäulchen und Ecksäulen, wurde zum Teil erneuert. Vom Tympanon sind nur Bruchstücke erhalten. Das Portal im nördlichen Querarm weist eine reich profilierte Einfassung auf. Auf Kämpferhöhe sind stark verwitterte Reliefs eingesetzt, die vermutlich kauernde Wächterlöwen darstellen. Die übrigen Zugänge stammen vom Ende des 15. Jh.
Der Innenraum ist durch den Umbau im 13. Jh. geprägt. Das Mittelschiff öffnet sich mit spitzbogigen Pfeilerarkaden zu den kreuzgratgewölbten Seitenschiffen. Im Mittelschiff nehmen kräftige Dienste die Gurtbögen auf, während die Wulstrippen des Kreuzgewölbes auf kleinen Gewölben ruhen. Die niedrigen Dienstkapitelle sind unterschiedlich gestaltet, meist mit Blattwerk, einmal mit einem Adler. Vom Formenreichtum der Spätromanik zeugen die Rippenfigurationen in der Vierung und dem südlichen Querarm, in dessen Gewölbemitte das Kreuz des Templerordens dargestellt ist.
Zur Diskussion steht diese Interpretation: „Die Templer ließen im südlichen Querhausarm auf den Gewölberippen vier reliefierte Kreuze auf ein Kruken- oder Krückenkreuz zulaufen, das die Templer als Ordenszeichen trugen. Diesem bis heute erhaltenem Templer-Kreuz kommt große Bedeutung zu, da die in der Überlieferung, besonders in Miniaturen, erscheinenden angeblichen Templerkreuze praktisch alle einzig Kreuzfahrerzeichen im allgemeinen Sinne darstellen.“
Nach
unserem Besuch in Süpplingenburg fuhren wir weiter nach Königslutter, um uns
von der ganzen einstigen Pracht zu überzeugen. Denn diesen Eindruck vermittelt
dort die zur gleichen Zeit errichtete Stiftskirche St. Peter und Paul. Sie
dient zugleich als Grablege von Kaiser Lothar III.

Bodenrod – Boyenrode – Beyenrode – Beienrode
Das barockisierte ehemalige Rittergutwurde als Gutsanlage zwischen 1738 bis 1740 von Georg Philip von Veltheim am Ufer der Schunter auf den Resten einer Wasserburg der Templer errichtet.
Der in einer Urkunde genannte sächsische Gau Derlingo gelangte um 1100 über Lothar von Süpplingenburg und Heinrichi den Stolzen als Erbe an Heinrich den Löwen und war welfisches Hausgut. Nach dem Sturz Heinrichs wurde sein Herzogtum geteilt und das Gebiet um Beienrode gehörte seit 1235 zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Nach später erfolgter Teilung des vorerst gemeinsamen Besitzes kam es zu lang andauernden Streitigkeiten der beiden welfischen Häuser Braunschweig und Lüneburg um den an der Grenze der beiden Hoheitsgebiete liegenden Hasenwinkel. Fast zweihundert Jahre lang wechselte die politische Zugehörigkeit dieser alten Gogräfschaft. 1267 fiel der Hasenwinkel an die braunschweigische Linie der Welfen. 1309 nahm Otto der Strenge dem Braunschweiger Herzog das Hasenwinkelgebiet wieder ab. Nach dem Lüneburger Erbfolgekrieg (1371 – 1388) kam das Grenzland Hasenwinkel wieder unter die Herrschaft der Braunschweiger. Als im Jahre 1400 Herzog Magnus von Braunschweig, der Sohn des Herzogs Torquatus, auf dem Rückweg von der Königswahl bei Fritzlar ermordet wurde, verwalteten seine Brüder Heinrich und Bernhard die Herzogtümer Lüneburg und Braunschweig gemeinsam, entschlossen sich jedoch 1428 zu einer neuen Teilung, bei der dann der Hasenwinkel endgültig zu Lüneburg kam.
Gegen Ende dieser familiären Auseinandersetzungen um den Hasenwinkel – keiner kann heute mehr sagen, was diese kleine Landschaft so begehrenswert machte, dass die fürstliche Verwandtschaft so erbittert um diesen Besitz stritt – finden wir die nächste Erwähnung des Ortes. Der Stadtarchivar Röhr berichtet in seiner ,,Geschichte der Stadt Königslutter“ von einer Urkunde aus dem Jahre 1356, in der es heißt, dass Ernst von Bodenrode eine curia in Lutter zu Lehen habe, ,,in qua inhabitant pannifices“. Es kann gar kein Zweifel bestehen, dass dieser Besitzer des Gebäudes im benachbarten Königslutter, in dem Tuchmacher wohnen, in Beienrode ansässig war und seinen Familiennamen nach mittelalterlicher Sitte – wie auch andere Adelsfamilien – von seinem Stammsitz Bodenrode ableitete.
1373 taucht der Name des Dorfes, nun als Boyenrode, im Asseburger Urkundenbuch auf. Am 24. Juni dieses Jahres war der Ritter Jordene von Boyenrode Zeuge eines Grundstückhandels, den adelige Herren mit den Ordensleuten aus Süpplingenburg tätigten. Die Brüder Busso und Curd von der Asseburg und Gumprecht von Wanzleben hatten damals dem Ordenskumtur Albrecht von Warberghe und den gemeinen Brüdern des Johanniterordens die Summe von 200 Mark gegeben und dafür von diesem den Zehnten von Groß- und Klein-Frellstedt, Süpplingen und Emmerstedt, sowie einen Hof zu Süpplingen als Pfand erhalten. Die Geldsumme wird in der Urkunde bezeichnet: ,,twe hundert mark Brandeborghes sülvers Helmstiddischer wichte“ und sollte den Ordensleuten zum Kauf eines Gutes in ,,Stenem“ (Steinum) dienen.

Braunschweig
Hier befand sich die Komturei der Templer direkt neben den Höfen der Deutschordens-Ritter und der Zisterzienser auf dem Anwesen, das heute als Braunschweiger Schloss bekannt ist. Tatsächlich nutzten die Braunschweiger Herzöge den einstigen Zisterzienser-Besitz seit 1587 als ihre Residenz. Nach einigen Bränden und den nachfolgenden Umbauten erfolgte 1718 der vollständige Abriss des Komplexes – bis auf die Templerkapelle. Im Jahre 1960 wurde auch sie ein Opfer der Abrissbirne.

Emmerstedt
Eine
größere Hofstelle, die zunächst von Süpplingenburg aus verwaltet wurde, besaß
der Orden der Tempelritter in dem Dorfe Emmerstedt. Durch Landerwerb wurde
Emmerstedt schließlich Komturei. Im Jahre 1304 wird ein Johannes de Bornstede
als Komtur in Emmerstedt erwähnt.
Die Komturei bestand als Erbzinshof bis in das 19. Jahrhundert hinein. Die
Familie von Bornstedt ist ein altes Adelsgeschlecht aus dem Ohrekreis und dem
Mannsfelder Land (benannt vermutlich nach dem Dorfe Bornstedt).

Hagen
Zur Komturei Braunschweig gehörend, lässt sich der Templerhof im Hagener Bohlweg nachweisen. Um das Jahr 1200 stand dort bereits eine Kapelle, St. Matthäus mit Namen.
Nach dem Verbot des Ordens wird diese Kapelle im Jahre 1312 Versammlungsort der Kalandsbruderschaft. Um das Jahr 1800 wurde die Kapelle noch zweckentfremdet als Archiv genutzt, bevor sie abgerissen wurde. Von St. Matthäus Kapelle und dem Templerhof ist heute nichts mehr erhalten.

Helmstedt
Die Kapelle St. Georg befindet sich am Anfang der jetzigen Fußgängerzone der Stadt Helmstedt auf der Neumärker Straße. Als „Neumark“ wurden diejenigen Flächen bezeichnet, die außerhalb der historischen Stadtmauer-Grenzen lagen. Das ehemalige westliche Stadttor, der „Hausmannsturm“ befindet sich in unmittelbarer Nähe. Außerhalb der Stadt befand sich in der Neumark das Kloster St. Marienberg und das Aussätzigen oder Lepra- Hospital als sog. Jürgenhospital (gegr. um 1286). Um 1290 wurde das Hospital dem Augustiner-Orden überlassen, damit sich die Stadt aus einer 2-jährigen Reichsacht lösen konnte. Um 1321 erwarb das Hospital zwei Grundstücke aus dem ehem. Eigentum des Templerordens von Herzog Otto von Braunschweig (letzter Templerkomtur von Süpplingenburg, z.Zt. der Aufhebung des alten Ordens). 1322 genehmigte Bischof Albrecht von Halberstadt im Einvernehmen mit dem Kloster St. Marienberg den Bau einer Kapelle, die im selben Jahr zur Ehre des Hl. Georg, des Nothelfers der Armen und Kranken gebaut wurde. Der rechteckige Saalbau war in der Südwand zum Hospital hin geöffnet und beherbergte ein Reiterstandbild des Hl. Georg und ein Kruzifix. Das Standbild ist heute im Kreisheimatmuseum zu finden, das Kruzifix ist eine Dauerleihgabe an die Kirche St.Marienberg.

Kattreppeln
Zur Komturei Süpplingenburg gehörte in der Altstadt von Kattreppeln die Kirche St. Johannes des Täufers und des Evangelisten.
1224 wird diese Kirche urkundlich als zur Komturei von Süpplingenburg gehörend bezeichnet. Nach der Ordensaufhebung ging die Kirche ebenfalls an die Johanniter über und hatte noch bis in das Jahr 1784 Bestand, bevor sie abgerissen wurde.

Küblingen
Küblingen hatte Konkurrenz in Königslutter, denn auch dort versuchte ein weiteres, der heiligen Maria geweihtes Gnadenbild Wunder zu vollbringen. Man hatte Auswahl. „Wenn mir die Maria in Königslutter nicht hilft, dann laufe ich eben über den Elm nach Küblingen und lasse mir dort helfen.“ Und somit herrschte ein reger Verkehr quer über den Elm zwischen Königslutter und Küblingen. Ein Teil des Weges war vielleicht der noch heute existierende Küblinger Trift.
Auf einem Sockel links neben der Eingangstür der Küblinger Kirche ist ein eingeschlagene Kreuz zu finden, welches eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Wappen der Tempelritter aufweist, die auch mit der Errichtung der romanischen Kirche in Ampleben in Verbindung gebracht werden. Darüber finden wir ein „W“, welches aber durchaus auch eine Krone darstellen könnte und rechts daneben den kunstvoll eingeschlagenen Buchstaben „B“.

Königslutter
Kaiser Lothar III. hatte um 1130, vor der Grundsteinlegung des Domes, den Tempelherren Teile seiner Grafschaft Süpplingenburg überlassen. Hatte der Templerorden Einfluss auf die Bildersprache des neuen Gotteshauses im benachbarten Königslutter? Dass die Templer auch in Königslutter zu Hause waren verraten uns das Tatzenkreuz und das reliefierte „Agnus Dei mit der Siegesfahne“, als Bestandteile des jetzigen Hauptportals der „Lutteraner“ Stadtkirche.

Quanthof
„Die ‚Gottesritter‘ zum Quanthof
Nach dem Hamelner Urkundenbuch I, 161 geht aus späteren Weiterverkäufen hervor, daß die Tempelherren zwischen Osterwald und dem Thüster Berg einen ganzen Güterkomplex im 13. Jahrhundert besessen haben, von denen der Quanthof anscheinend der Verwaltungsmittelpunkt, der Zehnthof, gewesen ist. So gehörten den `Gottesrittern zum Quanthof´ auch sieben Hufen zu Sehlde auf dem Felde zu Reinlevessen (wüst), dreieinhalb Hufen zu Dedelmissen (Deilmissen), drei Hufen zu Everdagessen (wüst), der Zehnt zu Esbeke (Esbeck) und 60 Sack Salz auf dem Salzwerke zu Hemmendorf. 1360 verkauft der Herr von Homburg die sieben Hufen zu Sehlde und zwei Meierhöfe daselbst, die er von den Gottesrittern zum Quanthofe gekauft habe, an das Kloster Wülfinghausen und dessen treuer Hand, dem Ritter Ordenberg, sowie dessem Bruder, dem Knappen Siegfried Bock, unter Vorbehalt des Wiederkaufs (Homburger und Wülfinghauser Regesten). Im Jahre 1425 wurde auch der Quanthof an das Kloster Wülfinghausen verkauft, wo dann die jeweiligen Klostervögte es als Vorwerk haben verwalten lassen. Es soll dort neben den Vorwerksgebäuden eine Wohnung und eine Kapelle gegeben haben. Als in den Fehden später alles verwüstet wurde, hat das Kloster die Ländereien, die Mühle und die Schäferei 1512 an einige Leute pachtweise ausgetan. Seitdem hatte der Quanthof außer der älteren Mühle dort drei Meier- und zwei Kothöfe.“*

Schlanstedt
1311 war die Burg Tatort eines schrecklichen Mordgeschehens. Graf Heinrich von Regenstein erhielt den geheimen Befehl zwölf Tempelritter in seinem Gerichtsbezirk zu töten. Zu diesem Zweck lud er die Templer zu einem Rittermahl und ließ sie nach dem Essen auf ein vorher vereinbartes Zeichen durch seine anwesenden Knappen und Diener töten. „Das ganze Zimmer schwamm von rauchendem Blute wie ein Teich im herbstlichen Morgen“. Der Saal erhielt daraufhin den Beinamen „Die rothe Tempelherren-Stube“, volkstümlich auch „Blutstube“.
Nachtrag: Dieser Bericht ist eine kompilatorische Arbeit und erhebt nicht den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Ich möchte damit informieren und von persönlichen Eindrücken erzählen. Eingefügt wurde bereits vorhandenes Material, für dessen Benutzung ich an dieser Stelle danken möchte. Im Falle von Beanstandungen erbitte ich höflich eine Mitteilung via E-Mail an den Web-Master dieser Site. Für ergänzende Anmerkungen wäre ich sehr dankbar.
Ihr Frère M. J. Unger

Quellennachweis:
*Zitat aus: Die „Gottesritter“ zum Quanthof, verfasst von Dr. Annemarie Ostermeyer.
Informationsschrift der Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Johannes in Süpplingenburg, 3. Auflage 2002.
„Die Geistlichen Ritterorden in Niedersachsen“, Festschrift von Nicolaus Heutger, Hannover 1997, Reichhold Verlag.
„Romanik in der Deuregio Ostfalen“, 1997, Kunstverlag PEDA, Passau.
„Die Geschichte der Kirche in Küblingen“ von C. Schattenberg, 1898 Diverse Urkunden, Dokumente und Siegel deutscher Templer aus dem Staatsarchiv Wolfenbüttel.